Sorbisches Wissensforum Bautzen

Nichtoffener Wettbewerb 2023
Auslober: Stiftung für das Sorbische Volk, Bautzen
Team: Armin Behles, Jasper Jochimsen, Anatol Rettberg, Simon Stahnke
Modell: Maquette Berlin

Das Sorbische Museum sowie die öffentlichen Räume des Sorbischen Instituts sind auf dem Grundstück zwischen Lauengraben und Goschwitzstraße angesiedelt. Das großzügig verglaste Museumsfoyer am Lauengraben wird durch den Rücksprung des Erdgeschosses betont. Von hier aus erreicht man die Ausstellungsbereiche in den Obergeschossen oder man gelangt erdgeschossig über einen verglasten Flur in den Veranstaltungsbereich und das Café an der nördlichen Längsseite des Museumshofes. Parallel dazu verläuft auf der Ostseite des Grundstücks die öffentliche Passage zur Goschwitzstraße. Die längs der Passage bzw. des Hofes gelegene Sorbische Bibliothek und die Werkstätten des Museums verfügen über eigene Eingänge vom Museumshof aus. Die Anlieferung erfolgt über den Neubau von der Goschwitzstraße aus.

Im 1. Obergeschoss hat in der nördlichen Grundstückshälfte der Sonderausstellungsbereich seinen Platz. Um den Museumshof herum sind Multimedia-Raum, Museumspädagogik, Werkstätten und weitere Verwaltungsräume angeordnet. Im 2. Obergeschoss befinden sich die Dauerausstellung mit der Kunstgalerie am Lauengraben, die über besonders hohe Räume und Seitenoberlicht verfügt, sowie Technikräume.

Die Räume des Sorbischen Instituts sind weitgehend in den Altbauten an der Ecke Äußere Lauen-/ Goschwitzstraße untergebracht, die denkmalgerecht ausgebaut werden. In dem Neubau an der Äußeren Lauenstraße 7 ist direkt neben dem Haupteingang der doppelt hohe Vortragsraum angeordnet. Darüber befindet sich unter einem offenen Dachstuhl ein großer Arbeitsraum.

Bautzen ist eine Putzstadt; auch die Fassaden des Sorbischen Wissenforums werden verputzt. Bei den Altbauten kommen Feinputze, bei den Neubauten grob verriebene Waschputze zum Einsatz. Da bei den Ausstellungsräumen keine Befensterung gewünscht ist, sind die Obergeschosse der Neubaufassaden weitgehend geschlossen. Dem stehen vollverglaste Fassadenpartien im Erdgeschoss und um den Museumshof gegenüber. Die Seitenoberlichter der Kunstgalerie erhalten eine zweischalige Ganzglasfassade, über die der Lichteinfall gesteuert und Kunstlicht zugefüttert werden kann. Das Museum wird so über eine leuchtende „Corona“ im Straßenraum präsent.

Durch ein geringfüges Verspringen der Geschosse zueinander zeichnen sich nicht nur die Knicke der Dächer, sondern auch die der Geschossdecken als schattenwerfende Kanten auf den Fassaden ab. So entsteht eine konstruktives Ornament, das bordürenartig die Fassaden gliedert, geschlossene, opake und transparente Bereiche miteinander verbindet und Assoziationen zu den geklöppelten Säumen sorbischer Trachten eröffnet.

Ein einheitliches Ziegelrot überzieht Alt- und Neubauten, Wände und Dächer. Die Leitfarbe stellt einen Zusammenhang zwischen den räumlich getrennten Bereichen von Sorbischem Institut und Sorbischem Museum her. Gerade weil es vereinheitlicht, hat das „All Over“ zugleich eine verfremdende Wirkung und lenkt den Blick auf die Unterschiede zwischen Bauteilen, Funktionen und Zeitschichten.

Um flexibel nutzbare Ausstellungs- und Veranstaltungsräume anbieten zu können, kommen weit spannende, vorgefertigte Spannbetondecken und -dächer zum Einsatz, deren Leistungsfähigkeit durch Knicke optimiert wird. Diese Faltwerke gliedern die Räume, verbessern die Akustik und bieten Raum für Installationen und Licht. Die Außenwände der Neubauten bestehen aus porosierten Hochlochziegeln.

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